Wenn die Baumrinde am Stamm oder an dicken Ästen abplatzt, ist das meistens kein gutes Zeichen. Und doch kommt es bei jungen Bäumen genauso wie bei alten und robusten Bäumen vor. Die Ursachen dafür können vielfältig sein. Manchmal handelt es sich um harmlose Gründe, wie das Abwerfen der Rinde im Rahmen des Wachstums. Dies ist jedoch insbesondere bei Obstbäumen untypisch. Meist sind Schäden, Krankheiten oder Infektionen die Ursache. Um den Baum bestmöglich zu unterstützen, sollte man die Schäden behandeln und versuchen, die Nährstoffversorgung zu fördern. Ein Kalkanstrich kann außerdem zusätzlichen Schutz bieten.
Schädlinge und Krankheitserreger
Insbesondere wenn die Ursache für das Abplatzen der Rinde nicht ausgemacht werden kann, der Zustand aber anhält, handelt es sich häufig um einen Befall von Schädlingen oder Krankheitserregern. Eine genaue Diagnose lässt sich jedoch nur mithilfe von Laboruntersuchungen erstellen. Möchte man den Baum retten, sollte gegebenenfalls ein Fachmann zurate gezogen werden.
Fraßschäden
Junge Bäume werden häufig das Opfer von Tieren wie zum Beispiel Rehen oder Nagetieren, die deren Rinde abfressen. Doch auch bei älteren Bäumen kann ein solcher Verbiss vorkommen. Oft weisen Spuren auf die tierischen Täter hin. Um erneuten Fraßschäden vorzubeugen, sollte der Baum eingezäunt oder mit einem Kalkanstrich behandelt werden.
Frostschäden und Sonnenbrand
Frostschäden treten bei Bäumen und Gehölzen auf, die nicht winterhart sind. Bei diesen platzt infolge von Frost und Kälte die Rinde ab. Die Sonne birgt wiederum eine Gefahr für sämtliche Bäume, die permanent nur von einer Seite beschienen werden. Der Stamm ist, infolgedessen an einer Seite regelmäßig wärmer als es der Rest ist. Dadurch kommt es zu Spannungen, die ebenfalls zu einem Abplatzen der Rinde führen. Auch diese Ursachen kann ein Kalkanstrich langfristig verhindern.
Pilzinfektionen
Der sog. Pustelpilz oder Neonectria ditissim kann an alten Obstbäumen, aber auch an verschiedenen Laubbäumen und Gehölzen eine Infektion verursachen, den sog. Obstbaumkrebs. Der Baum versucht seine Wunden zu überwallen, in dem er sehr viel Wundgewebe produziert. So entstehen Wucherungen an der Rinde und kommt ebenfalls zum Abplatzen.
Abgeplatzte Rinde kann auch durch Rindenbrand verursacht werden. Diese Infektion wird durch den Pilz Diplodia mutila ausgelöst, der Nadelbäume, aber auch Obstbäume befällt. Zu einem solchen Befall kommt es üblicherweise, wenn es bereits kleine, auch unscheinbare Verletzungen wie Risse gibt. Die Auswirkungen des Pilzes werden aber erst erkennbar, wenn der Baum schon geschwächt ist. Neben der Beschädigungen an der Rinde erkennt man Rindenbrand an den schwarzen Verfärbungen.
Weiß- und Braunfäule werden durch Pilze verursacht, die langfristig das Holz zersetzen. Auch bei einem von Weiß- und Braunfäule befallenen Baum kommt es zum Abplatzen der Rinde. Wichtig ist bei Pilzinfektionen, dass betroffene Stellen ausgeschnitten und betroffene Stellen desinfiziert werden. Eventuell ist die Zuhilfenahme eines Fungizids erforderlich. Diesbezüglich sollte man sich von einem Fachmann beraten lassen. Hat man einen großen alten Baum, sollte gegebenenfalls auch dessen Standsicherheit überprüft werden.
Mechanische Beschädigung und falscher Schnitt
Beim Schnitt kommt es hin und wieder zu Unfällen, welche die Rinde beschädigen. Ursachen können das Schneiden mit ungeeignetem oder stumpfem Werkzeug oder ein Radikalschnitt sein. Viele Bäume vertragen es nämlich nicht, massiv zurückgeschnitten zu werden. Wird ein Baum zu stark beschnitten, produziert er Gewebe, das Spannung erzeugt und die Rinde platzen lässt.
Falscher Standort und Stress
Wird ein Baum in einen ungeeigneten Boden gepflanzt, platzt ebenfalls die Rinde ab. Auch die Umgewöhnung von dem gewohnten Standort in der Baumschule, kann zu großem Stress führen, was dieselbe Folge hat.
Desinfektion und Wundverschluss
Zur Desinfektion empfiehlt sich Brennsesselsud, Holundersud oder Schachtelhalmbrühe. Die verletzte Rinde sollte nur bei trockenem Wetter behandelt werden. Zunächst wird die Wunde so ausgeschnitten, dass alle Schnittkanten gerade sind. Die betroffene Stelle wird mit dem Sud bestrichen oder besprüht und anschließend mit einem Tuch trocken getupft. Es dürfen keine fußelnden Tücher verwendet werden. Es gibt zahlreiche Wundverschlusspasten und -wachse auf dem Markt. Ob diese jedoch sinnvoll sind oder dem Baum nicht sogar eher Schaden zufügen, ist umstritten. Ehe man sich an einen Wundverschluss heranwagt, sollte man am besten Rücksprache mit einem Fachmann halten.
Brennsesselsud herstellen
Brennsesselsud lässt sich ganz einfach selbst herstellen. Dazu erntet man die Blätter zwischen Mai und Juli, also vor der Blütezeit. Zum Schutz sollte man lange Handschuhe dazu tragen. Die Blätter füllt man in einen großen, hitzebeständigen Topf, der nicht aus Metall sein darf, damit es keine unerwünschten chemischen Reaktionen gibt. Naturmaterialien wie Stein sind gut geeignet. Der Topf sollte am besten in der Sonne stehen. Auf 500 g frische Blätter kommen nun 5 Liter kochendes Wasser. Alternativ kann man auch 100 g getrocknete Blätter verwenden. Das Gemisch wird nun verrührt und abgedeckt. Es darf nicht luftdicht verschlossen sein. Der Sud muss nun einen Tag lang ziehen.
Vorbeugen: Den Baum kalken
Um dem Abplatzen der Rinde vorzubeugen, ist ein Kalkanstrich eine gute Methode. Der Kalkanstrich wirkt dabei nicht nur als Frost- und Sonnenschutz, sondern aufgrund seines hohen pH-Werts antibakteriell. Auch Wildverbiss wird durch das Kalken erschwert, denn Rehe meiden den bitteren Geschmack. Ein Kalkanstrich kann das ganze Jahr über vorgenommen werden. Am besten eignet sich die Zeit vor dem Herbst, wenn die Temperaturen langsam sinken. Der Anstrich sollte bei trockenem Wetter erfolgen. Kalkfarbe gibt es in Bau- und Gartenfachmärkten oder im Internet zu kaufen. Man trägt die Farbe am besten mit einem Quastenpinsel auf. Sie muss im nächsten Jahr wieder erneuert werden, denn über das Jahr, wird sie durch Wetter- und Umwelteinflüsse abgetragen.
Expertentipp
Der geschwächte Baum benötigt eine ausreichende Nährstoff- und Wasserversorgung. Etwas Rohkompost kann eine wertvolle Hilfestellung sein. Langfristig sollte darauf geachtet werden, dass der Baum mit ausreichend Humus versorgt wird. Dazu reicht es schon, wenn die Blätter und anderes organisches Material am Fuße des Baumes liegen bleiben dürfen. Wer viel harkt und den Baum mit Kunstdünger behandelt, welcher nicht die notwendigen Nährstoffe enthält, schwächt ihn langfristig.
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