Bei Bienen haben wir uns mittlerweile dazu durchgerungen, sie als sehr nützliche und wirklich schützenswerte Insekten anzusehen – sogar bei Wildbienen. Bei den gemeinen Wespen ist es mit unserer freundlichen Toleranz schnell zu Ende: diese Tiere möchte wirklich niemand in größerer Menge in seinem Garten haben und viele begleitet auch eine ständige Angst vor einer bösartigen Wespenattacke. Die verbreitete Angst vor Wespen ist auch nicht ganz unbegründet. Leider bauen viele Wespenarten ihre Nester nicht – gut sichtbar – an irgendwelchen erhöhten Punkten, sondern gemeinerweise unter der Erde, wo man sie kaum sieht und nur schwer aufspüren kann. Wie das trotzdem gelingt und wie man Erdwespennester richtig und gefahrlos entfernen kann, erklären wir in unserem Ratgeber.
Was für Wespen sind Erdwespen eigentlich?
Zunächst einmal: Bei Erdwespen handelt es sich nicht um eine eigene Gattung, sondern um eine ganz gewöhnliche Wespenkolonie, die – aus Not oder Vorliebe – einfach eine etwas andere Wohnmöglichkeit gewählt hat. Den unterirdischen Standort haben sie dabei nicht selbst gebaut, sondern ihn meistens Mäusen oder Maulwürfen abgejagt. Besteht Bedarf nach größerer Wohnfläche, als vorhanden ist, nehmen die Wespen aber durchaus die Arbeit in Angriff und erweitern den vorhandenen Bau in Eigenleistung. Bei großen Wespenpopulationen mit entsprechendem Platzbedarf können dann durchaus Nester von beträchtlicher – und angstmachender – Größe für bis zu 4.000 ausgewachsenen Wespen mit 20.000 Brutzellen und mehr gut versteckt im Untergrund entstehen.
Wespen, die so etwas tun, sind in unseren Breiten die beiden häufigsten Wespenarten: die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula Germanica). Beide gehören zu den Kurzkopfwespen und sind recht nahe miteinander verwandt. Die anderen sechs der insgesamt acht bei uns heimischen Wespenarten bekommt man meist nur im Ausnahmefall zu Gesicht, zudem machen sich diese Arten auch rein gar nichts aus menschlicher Nahrung und bleiben daher fern.
Um welche der beiden Arten es sich im eigenen Garten handelt, kann man übrigens immer sehr leicht am Nest erkennen: Gemeine Wespen zerkauen morsches und verrottetes Holz als Baumaterial, das gemischt mit dem Speichel der Wespe ein helles, beiges Baumaterial ergibt. Die Deutsche Wespe verwendet als Material dagegen nur oberflächlich verwittertes Holz, etwa von einem nahegelegenen Holzzaun – das entstehende Baumaterial ist deshalb deutlich dunkler und bräunlich gefärbt.
Die Unterscheidung beider Arten bringt aufgrund der Ähnlichkeit allerdings nicht viel und ist eher von akademischem Interesse, da sich beide Arten ansonsten sehr ähnlich sind. Beide Arten sind im ausgewachsenen Zustand überwiegend Vegetarier, die sich von Nektar und Pflanzensäften ernähren, die besonders zuckerhaltig sind. Nur Jungtiere werden mit Fleisch, meist zerkauten Insekten, gefüttert. Ihre Vorliebe für Zuckerhaltiges lässt Wespen dabei aber auch sehr gerne auf menschlichen Süßspeisen wie Kuchen oder süßem Gebäck als sehr wertvoller Nahrungsquelle landen. Von dort lassen sich die Wespen – kein Wunder bei solch einem riesigen Nahrungsangebot – auch nur noch sehr widerwillig und teilweise nur unter aggressiver Gegenwehr der Wespe vertreiben. Sind gerade Jungtiere zu füttern, können Wespen sich durchaus bei offenliegendem rohem Grillfleisch ähnlich verhalten.
Anders als Bienen überleben Wespen einen Stich und können deshalb auch gleich mehrmals hintereinander zustechen. Dazu kommt, dass ein Wespenstich sogenannte Alarmpheromone freisetzt, die andere Wespen dazu bewegen, sich ebenfalls auf den erkannten „Feind“ zu stürzen und nach Leibeskräften zuzustechen. Aus einem einzelnen Wespenstich wird so oft eine beträchtliche Anzahl von Stichen. In kleinen Mengen ist das Gift der Wespen (anders als etwa bei Hornissen) für die meisten Menschen nicht gefährlich, in größerer Menge durch zahlreiche Stiche kann das Gift allerdings beginnen, gesundheitliche Probleme zu machen. Besonders gefährlich – unabhängig von der injizierten Giftmenge – sind Wespenstiche für Menschen, die allergisch auf das Gift reagieren (was man häufig erst nach einem Stich herausfindet).
Neben dem Vertreiben von leckeren Nahrungsquellen gibt es noch etwas, was Wespen nicht leiden können und was sie sehr schnell sehr aggressiv macht: wenn man ihrem Nest zu nahe kommt. Wie alle Tiere sind sie darauf bedacht, ihren Nachwuchs zu beschützen und zu verteidigen. Heftige, schnelle Bewegungen empfinden sie dabei erst recht als Bedrohung. Beides sollte man auch immer bedenken, wenn man ein Erdwespennest entfernen will.
Im Winter, sofern er hart und kalt genug ist, sterben Wespenpopulationen vollständig aus. Nur die befruchteten Jungkönginnen überwintern in einem geschützten Versteck in der sogenannten Winterstarre. Im Frühjahr macht sich die Königin danach an den Bau eines neuen Nests. Dann geht die Plage an anderer Stelle möglicherweise wieder von vorne los, wenn es im vorangegangenen Jahr nicht gelungen ist, auch alle Königinnen mit zu vernichten.
Erdwespennester aufspüren

Zunächst gilt es, wenn man allzu viele Wespen in seinem Garten hat, natürlich immer, das Nest der Wespen aufzuspüren. Vor Mitte Mai bis Ende Juni macht die Suche nicht viel Sinn, denn da befinden sich die meisten Wespenpopulationen noch mitten in der Standortwahl. Allerdings kann man oft schon durch genaues Beobachten herausfinden, welchen Standort die Wespen höchstwahrscheinlich präferieren werden: Sie führen in der Zeit zuvor teilweise sehr häufige Erkundungsflüge, auch in Gruppen, durch. Besonders im Frühjahr lässt sich anhand dieser Flüge erkennen, wo sich im Sommer ein Nest befinden könnte.
Auch wenn das Nest fertig ist, wird der Standort von zahlreichen Wespen oft übermäßig häufig direkt angeflogen. Diese rege Betriebsamkeit an einem bestimmten Punkt kann man meist, wenn man etwas aufmerksam ist, gut beobachten.
Für den Nestbau bevorzugen Wespen dabei fast immer schattige, geschützte und wenig genutzte Bereiche im Garten. Liegt ein solcher Bereich auch noch in der Nähe von (menschlichen) Essensplätzen, Futterquellen oder Mülltonnen, ist dieser ein sehr plausibler Standort für ein Wespennest.
Dort sollte man dann möglichst nach Löchern im Boden Ausschau halten. Diese Löcher müssen nicht unbedingt neu sein. Das wäre nur der Fall, wenn Wespen den Zugang im Boden selbst gegraben haben (was durchwegs selten ist, denn fast immer finden sich verlassene Mäuse- oder Maulwurfsbaue, was den Wespen beim Bau eine große Menge Arbeit erspart).
Hat man ein Nest gefunden, sollte man sich immer noch einmal vergewissern, dass es sich tatsächlich um Wespen und nicht etwa um (Wild-)Bienen handelt, die manchmal ebenfalls unter die Erde ziehen und von denen keine große Gefahr ausgeht. Wespen erkennt man immer an ihrer Körperform („Wespentaille“) und an ihrer im Vergleich zu Bienen immer deutlich aggressiv leuchtenden gelb-schwarzen Färbung (ein Warnsignal in der Natur – Vorsicht, ich bin gefährlich). Wespen sind zudem immer unbehaart.
Zunächst muss immer abgesichert werden
Die erste und wichtigste Maßnahme, die sehr häufig übersehen wird, ist das Absichern des Nests. Jeder kann sich ausmalen, was passiert, wenn man versehentlich einfach in ein Wespennest tritt oder es auch nur einfach mit dem Rasenmäher aufreißt. Besonders für kleinere Kinder können zahlreiche Stiche zudem schnell gefährlich werden.
Beim Absichern lautet das Zauberwort dabei: „großflächig“. Entweder mit einem schnell errichteten Absperrzaun oder einem Markierungsband sollte man einen weiträumigen Bereich rund um das Nest absperren, damit sich Wespen nicht bedroht fühlen. Je weniger man sie schon zuvor unter Stress setzt, desto leichter gelingt auch das Entfernen danach.
Die Absperrung sollte dabei einen Abstand von mindestens zwei bis drei Metern vom Nest haben. Wie bereits erwähnt lautet das Zauberwort hier tatsächlich „großflächig“.
Darf man Wespennester einfach so entfernen?
Die schlichte Antwort auf diese Frage lautet: Nein, das darf man nicht. Wespen stehen, genau wie ihre Behausungen, unter Naturschutz.
Gewöhnlich ist man also dazu verpflichtet, sie nicht zu stören und darf sie keinesfalls einfach ausrotten oder auf irgendeine Weise in großer Zahl töten. Damit eine Entfernung des Nests möglich ist, muss zunächst eine entsprechende Genehmigung zum Entfernen von der Stadtverwaltung (gegebenenfalls auch von einer dafür zuständigen Naturschutzbehörde) eingeholt werden. Eine solche Genehmigung wird nur erteilt, wenn tatsächlich ein entsprechender Grund und eine begründete Gefährdung vorliegen. Die Tatsache, dass einem ein im hintersten Winkel des Gartens liegendes Erdwespennest einfach nur stört oder ängstigt, reicht im Allgemeinen nicht aus.
Bekommt man eine solche Genehmigung nicht, bestehen zwei weitere legale Möglichkeiten, die Erdwespen loszuwerden oder die Gefahr zu senken:
- das Umsiedeln des Wespennests durch einen Fachmann
- das Verlegen des Einfluglochs um bis zu 2 m
Die meisten Kammerjäger sind gern bereit, ein gefundenes Wespennest geordnet und für die Wespen schonend an einen besser geeigneten Ort umzusiedeln. Für diese Maßnahme muss man als Gartenbesitzer allerdings mit beträchtlichen Kosten von meist mehreren hundert Euro rechnen. Gegebenenfalls kann man sich auch an einen Imker in der Nähe wenden, der als Gefälligkeit meist für weniger Geld beim fachgerechten Umsiedeln behilflich ist. Nicht alle Imker sind allerdings dazu bereit.
Sollte einen nur die Position des Einfluglochs und die sich dort ständig tummelnde Wespenansammlung stören, kann man gegebenenfalls das Einflugloch verlegen, indem man ein bis zu 2 m langes Rohr über die Einflugöffnung des Nests stülpt, und zwar so, dass das herausragende Rohrende in einen Bereich führt, in dem einen die Wespenansammlung nicht stört.
Das althergebrachte „Ausräuchern“ oder Fluten eines Nests mit Zuckerwasser ist aus Naturschutzgründen ohne Genehmigung ebenfalls nicht erlaubt und sollte aufgrund der Eigengefährdung und der sehr grausamen Tötung der Wespen selbst bei vorliegender Genehmigung zum Entfernen nicht durchgeführt werden.
Wie werden Wespennester fachgerecht entfernt?
Vorausgesetzt, es liegt eine Genehmigung vor, kann das Nest fachgerecht entfernt werden. Dabei muss allerdings einiges beachtet werden.
Die Entfernung eines Nests oder die Abtötung der Wespen sollte grundsätzlich nur am frühen Morgen oder am Abend erfolgen, da Wespen zu diesen Zeitpunkten am wenigsten aktiv sind. Sobald man sich dem Nest nähert, sollte man unbedingt Schutzkleidung tragen. Wer über keine professionelle Schutzkleidung verfügt, muss zumindest den gesamten Körper vollständig bedecken, die Ärmel und Hosenbeine mit Klebeband verschließen und besonders Gesicht und Hals wirksam schützen. Es sollte möglichst keine Körperstelle unbedeckt bleiben. Gegebenenfalls kann man sich entsprechende Schutzkleidung bei einem Imker leihen, sie muss allerdings widerstandsfähig genug sein, um auch gegen massive Wespenattacken zu schützen.
Zunächst werden immer die Wespen abgetötet, bevor man auch nur versucht, das Nest zu entfernen oder auszugraben. Dazu verwendet man am besten Wespenschaum. Nach dem Einsprühen des Schaums ins Nest muss der Schaum eine vorgegebene Zeitspanne einwirken, die man unbedingt abwarten sollte – häufig sind das ein bis zwei Tage. Nach dem Öffnen des Nests sollte man dann immer noch Schaum griffbereit halten, um noch überlebende Wespen gegebenenfalls noch einmal abzutöten. Rechnen Sie damit, dass sich jede überlebende Wespe äußerst aggressiv verhalten wird.
Erst wenn alle Wespen tot sind, kann das Nest ausgegraben und gegebenenfalls verbrannt werden. Die Baustelle muss in der Folge regelmäßig überprüft werden, denn der Standort eines Wespennests ist immer mit speziellen Duftstoffen markiert, die auch ein Signal für andere Wespen sind, dass sich hier gut wohnen lässt. An der Stelle des zerstörten Nests könnte also im schlimmsten Fall schnell ein neues, eventuell sogar noch größeres Nest entstehen. Die Duftmarkierungen können kaum entfernt werden, außer vielleicht wenn der Boden rund um das entfernte Nest sehr gründlich umgegraben wird.
Wem das alles zu viel Aufwand und Risiko ist, der kann auch einen Kammerjäger mit der Entfernung und Zerstörung des Nests beauftragen. Das ist deutlich kostengünstiger als eine Umsiedlung, viele Kammerjäger haben dafür günstige Sondertarife. Die Feuerwehr für die Entfernung eines Nests zu rufen, bringt dagegen nicht viel – in den meisten Fällen wird sie sich, wenn nicht akut Gefahr im Verzug ist und das Nest auch ohne hohe Leitern zu erreichen ist, höchstwahrscheinlich für nicht zuständig erklären.
Expertentipp
In vielen Kommunen gibt es sogenannte „Wespen-Hotlines“ an die man sich mit Fragen und mit der Bitte um Entfernung wenden kann. Der kompetenteste Ansprechpartner für alle Fragen rund um Wespen- und Hornissennester ist aber immer der Kammerjäger im Ort. Er kennt auch die gesetzlichen Vorschriften, wann eine Entfernung notwendig ist.
Wird man gerade auf der Terrasse beim Essen sehr geplagt, reicht oft allein eine sogenannte „Ablenkfütterung“ mit überreifen Weintrauben an einem ein Stück entfernten Ort. Das ist für Wespen verlockender als jeder Kuchen.
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