Auf dem Land sieht man sie immer wieder: weiß angestrichene Baumstämme, meist bei Obstbäumen. Wozu ist dieser Kalkanstrich eigentlich gut? Und wie nimmt man ihn vor?
Wofür ist der Kalkanstrich eigentlich gut?
Der Kalkanstrich sieht gut aus, keine Frage. Aber eigentlich ist er nicht zur optischen Aufwertung der Obstbäume gedacht, sondern um ihre Rinde zu schützen. Und zwar in mehrfacher Hinsicht:
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- Der Kalkanstrich schützt den Baum und seine Rinde vor Frostschäden. Frostschäden entstehen entweder dadurch, dass bei noch gefrorenem Boden der Baumstamm von der Sonne erwärmt wird. Dann beginnt der Stamm, Saft aufsteigen zu lassen, aber aus dem Wurzelbereich kommt nichts nach. Das, was dann entsteht, kann man sich als Unterdruck vorstellen. Dadurch entstehen senkrechte Risse in der Rinde. Die andere Möglichkeit ist, dass die Rinde an der Sonnenseite des Baums erwärmt wird und die auf der anderen Seite noch gefroren bleibt. Dadurch entstehen Spannungsrisse. Der Kalkanstrich reflektiert die Sonne und schützt damit die Rinde vor plötzlicher und vorzeitiger Erwärmung. Dadurch werden Frostrisse verhindert.
- Pilze sind mit die lästigsten und ärgerlichsten Baumschädlinge. Gerade in Rindenrissen, aber auch in rauer Baumrinde, siedeln sie sich an. Der Kalkanstrich verhindert dies einerseits durch das Vermeiden von Frostrissen, aber auch ganz direkt, indem er etwas fungizid wirkt, einfach durch den enthaltenen Kalk.
- Der antibakterielle Kalkanstrich wirkt auch gegen andere Bauminfektionen, die durch größere oder kleinere Rindenrisse eindringen können.
- Auch Insektenlarven, die auf der Rinde Unterschlupf gesucht haben, werden durch den Kalkanstrich abgetötet.
- Moose siedeln sich an einem Baumstamm mit Kalkanstrich nicht so leicht an.
- Obstbäume, die ohne Einzäunung stehen, werden in harten Wintern oft von hungrigen Rehen angenagt. Der Kalkanstrich schmeckt etwas bitter. Dadurch werden die Obstbäume weniger anfällig für Wildverbiss.
- Dadurch, dass der Kalkanstrich die Sonne reflektiert, verzögert er das Anschwellen der Knospen und damit auch die Obstblüte etwas und kann damit die Wahrscheinlichkeit senken, dass die empfindlichen Blüten dem Frost zum Opfer fallen.
- Zu guter Letzt tut der Kalkanstrich noch dem Boden gut. Er wird nämlich mit der Zeit abgespült, so dass seine wertvollen Inhaltsstoffe den Boden düngen können.
Wie führt man den Kalkanstrich durch?
Für den Kalkanstrich wird zunächst der Baumstamm mit einer Drahtbürste abgebürstet, um lose Borkenteile und Flechten zu entfernen. Bei jungen Bäumen ist dies manchmal sogar überflüssig, wenn sie eine glatte Rinde haben. Danach wird der Kalkanstrich nach Produkt-Gebrauchsanweisung angerührt und mit einem dicken Pinsel aufgetragen. Je nachdem, wie rau die Rinde noch ist und wie dünnflüssig die Farbe ist, sollte mehrfach gestrichen werden. Damit der Kalkanstrich nicht direkt wieder abgewaschen wird, sondern Zeit hat, am Baum zu trocknen, sollte ein trockener und sonniger Tag gewählt werden. Verblasst der Kalkanstrich, kann jederzeit nachgestrichen werden.
Mit welchen Produkten kann der Kalkanstrich vorgenommen werden?

Es gibt verschiedene fertige Produkte für Kalkanstrich zu kaufen, die besonders komfortabel in der Handhabung sind. Einige sind auch als Pulver erhältlich und müssen erst angerührt werden. Man kann aber auch einen Kalkanstrich einfach selbst herstellen. Dazu werden Wasser, Branntkalk aus dem Baumarkt und Kleister im Verhältnis 8:2:1 vermischt und dann gerührt, bis die entstandene Creme eine einheitliche Konsistenz hat. Danach muss sie noch zwei Stunden quellen, bevor sie aufgetragen wird. Hinweis: Beim Anrühren von Kalk sollten Schutzhandschuhe und eine Schutzbrille getragen werden.
Expertentipp
Am effizientesten ist es, wenn man den Kalkanstrich im Spätherbst an einem sonnigen Tag aufbringt. Dann ist die weiße Fläche frisch, wenn im Winter die ersten Fröste kommen, und besonders wirkungsvoll gegen Frostrisse.
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