Orchideen gehören zu den beliebtesten und schönsten Zimmerpflanzen. Aufgrund ihrer Blütenpracht und ihrer unglaublichen Vielfalt wecken sie bei so manchem Hobbygärtner schnell die Sammelleidenschaft. Wer trotz des abwechslungsreichen Angebotes im Handel besonders schöne Exemplare selbst vermehren möchte, kann dies auf verschiedene Weise durchführen. Dabei gelingen die vegetativen Zuchttechniken wie etwa die Vermehrung durch Kindel, Bulben oder Ableger relativ einfach und sind auch für Anfänger durchaus geeignet.
Sollen jedoch besonders prachtvolle Exemplare gekreuzt oder womöglich eine ganz neue Sorte gezüchtet werden, muss dazu auf die generative Vermehrung durch Samen zurückgegriffen werden. Die Vermehrung durch Samen ist bei Orchideen jedoch äußerst kompliziert und gilt als Königsklasse unter den Orchideenliebhabern.
Die Manuelle Bestäubung
Orchideenblüten sind so aufgebaut, dass sie optimal gegen Selbstbefruchtung geschützt sind. Würde sich eine Blüte dennoch selbst befruchten, entstünde auf diese Weise entweder gar kein Samen oder der gebildete Samen wäre nicht keimfähig.
Die Befruchtung einer Orchideenblüte muss daher zwingend mit Hilfe von Pollen einer anderen Blüte erfolgen. Die meisten Orchideenarten wachsen ursprünglich im tropischen Regenwald als Aufsitzerpflanzen hoch oben in den Baumkronen. Dort erhalten sie das meiste Licht und die Befruchtung ihrer Blüten wird von Insekten übernommen. Um Zimmerorchideen zur Samenbildung anzuregen, müssen die Blüten manuell bestäubt werden.
Die Erkennung von Pollen
Wer die Nachzucht durch Samen versuchen möchte, sollte sich den Aufbau der Orchideenblüten zunächst einmal genau ansehen, denn die Pollen sitzen ein wenig versteckt unter den sogenannten Antherenkappen.
Orchideenpollen, auch Pollinien genannt, bestehen aus jeweils zwei kleinen, runden Pollenpaketen, die über kurze Stiele verbunden sind. Die Pollinien sind in der Blüte nicht ganz einfach zu finden. Durch ihre leuchtend gelbe Farbe können sie jedoch auch von ungeübten Augen ausgemacht werden.
Der richtige Zeitpunkt für die Befruchtung

Aufgrund des natürlichen Schutzes vor Selbstbestäubung müssen für eine erfolgreiche Befruchtung Pollen anderer Blüten verwendet werden. Diese können von derselben Pflanze oder aber von einer anderen Pflanze der gleichen Art stammen. Entscheidend für eine gelungene Befruchtung ist der richtige Zeitpunkt der Pollenentnahme. Die Blüte sollte vor der Entnahme bereits drei bis vier Tage geöffnet sein. Erst dann sind die Pollinien befruchtungsfähig.
Die Entnahme der Pollinien

Zur Pollengewinnung wird die Antherenkappe zunächst vorsichtig aus der Blüte entfernt. Am besten gelingt dies mit einer Pinzette. Anschließend können die Pollinien vorsichtig entnommen werden. Es kann vorkommen, dass die Pollenpakete bei der Entfernung der Antherenkappe direkt an der Kappe haften bleiben. In diesem Fall wird die Kappe mit der Pinzette mit großer Vorsicht von den Pollenpaketen getrennt.
Die Befruchtung der Narbe
Die Befruchtung erfolgt ebenfalls erst am dritten oder vierten Tag nach der Öffnung der Blüte. Dazu werden die beiden Pollenpakete mit einer spitzen Pinzette einfach auf die Narbe aufgesetzt. Bis sich die Samen gebildet haben, können zwei bis neun Monate vergehen. In dieser Zeit bildet sich eine Samenkapsel, die nach der Reife von alleine abfällt, sodass die Samen zur Aussaat entnommen werden können. Die Gewinnung von Orchideensamen erfordert also viel Geduld.
Die Aussaat und Anzucht
Orchideensamen keimen nur in Verbindung mit einem speziellen Pilz. Auch die Anzucht ist deshalb recht schwierig. Orchideenexperten bedienen sich verschiedener Methoden. Die einfachste und auch natürlichste Methode ist die Aussaat direkt neben der Mutterpflanze. Hier kann davon ausgegangen werden, dass der benötigte Pilz bereits im Substrat vorhanden ist. Bis sich die ersten Sämlinge entwickeln, können Wochen bis Monate vergehen. In dieser Zeit sollte das Substrat durch häufiges Besprühen gut feucht gehalten werden.
Expertentipp
Werden Pollen von einer anderen Pflanze gewonnen, müssen beide Orchideenpflanzen für eine manuelle Befruchtung nicht zwangsläufig zur gleichen Zeit blühen, denn Pollinien können zur späteren Befruchtung auch aufbewahrt werden. Dazu werden die kleinen Pollenpakete in einem gut verschlossenen Gefäß aufbewahrt und bis zum Gebrauch eingefroren. Die Orchideenpollen bleiben tiefgefroren befruchtungsfähig und können im aufgetauten Zustand jederzeit genutzt werden.
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