Pflanzen lassen sich nicht nur generativ, also mithilfe von Samen fortpflanzen. Eine einfache, kostengünstige Variante ist die Reproduktion über Stecklinge, auch vegetative Vermehrung genannt. Als Steckling werden die geschnittenen Sprossteile einer Pflanze bezeichnet. Dieser Vermehrungsprozess eignet sich besonders, um Ihre Lieblingspflanze zu klonen, denn die genetischen Informationen bleiben bei dieser Methode erhalten. Oftmals ist die Vermehrung über Stecklinge der schnellere Weg zur erfolgreichen Anzucht der ausgewählten Pflanzen. Lesen Sie hier, worauf bei der Stecklingsanzucht zu achten ist.
Verschiedene Arten von Stecklingen
Der Begriff ‚Steckling‘ umfasst die folgenden Arten von Stecklingen:
Blattsteckling
Ein Blattsteckling besteht aus einem Blatt oder Blattteil mit oder ohne Blattstiel. Manche Pflanzen wie zum Beispiel die Porzellanblume bildet keine neuen Triebe und somit keine Blüten aus. Es bleibt bei einem bewurzelten Blatt.
Kopfsteckling
Der Kopfsteckling ist eine Triebspitze samt Stängel und Blättern.
Stammsteckling
Der Stammsteckling oder Teilsteckling ist ein Stängel mit Blättern, allerdings ohne Triebspitze.
Wurzelsteckling
Für den Wurzelsteckling oder Wurzelschnittling wird ein Stück der Wurzel genommen. Nur wenige Pflanzenarten lassen sich mittels eines Wurzelstecklings vermehren.
Rhizomsteckling
Ein Rhizomsteckling ist ein ‚Ausläufer‘, also ein auf oder in der Erde wachsender Trieb, an dem sich Wurzeln, Blätter oder Tochterpflanzen bilden.
Was gibt es vor der Vermehrung zu beachten?

Zur Vermehrung sollten nur gesunde, wüchsige sowie schädlingsfreie Mutterpflanzen ausgewählt werden. In der Fruchtbildung oder in der Blüte befindliche Pflanzen sind weniger optimal als Pflanzen in vegetativer Wachstumsphase. Generell bietet sich der Zeitraum von Mai bis August zur Stecklingsvermehrung an. Einige Sträucher lassen sich auch gut im Herbst als Steckholz vermehren.
Je nachdem, welche Pflanze gezogen werden soll, müssen unterschiedliche Pflanzenteile der Mutterpflanze abgeschnitten und bewurzelt werden. Als häufigste Art der vegetativen Vermehrung wird die Vermehrung zwecks Kopfsteckling und Blattsteckling angewandt.
Für die Blattstecklingsanzucht eignen sich blattsukkulente Pflanzenarten. Das sind Pflanzen, die Wasser in ihren Blättern speichern. Die Gattungen Echeveria, Graptopetalum oder Sedum lassen sich beispielsweise unkompliziert klonen.
Ideale Pflanzen für Kopfstecklinge sind Geranie, Buchsbaum und Hibiskus. Diese Stecklingsart lässt sich ebenso für viele Kräuter, darunter Rosmarin, Oregano, Salbei und Thymian, gebrauchen.
Das beste Beispiel für Teilstecklinge ist Efeu. Andere Rank- und Kletterpflanzen wie Brombeere und Himbeere taugen ebenfalls zur Teilstecklingsvermehrung.
Die Vermehrung über Wurzelstecklinge gelingt beispielsweise bei Nacht- und Königskerzen, Herbstanemonen oder Gehölzen wie Wildrosen und Zierquitten. Auch verschiedene Arten der Minze lassen sich auf diese Weise vermehren.
Beliebte Mutterpflanzen, an denen Rhizome wachsen, sind Erdbeeren.
Vorgehen der vegetativen Vermehrung
Es empfiehlt sich, die Stecklinge der im Freiland wachsenden Mutterpflanzen bei trockenem Wetter zu schneiden. Somit beugen Sie eventueller Fäulnis vor. Die Stecklinge sollten weder zu frisch und dünn noch zu verholzt sein.
Das Messer oder das Werkzeug, das zum Schneiden der Stecklinge benutzt wird, sollte vor und nach dem Schneiden gesäubert werden, damit sich keine Keime an der frisch geschnittenen Wunde übertragen können. Zudem muss das Werkzeug scharf sein, um einen geraden Schnitt zu erzeugen.
Die meisten Stecklinge können im Wasser und in der Erde gezogen werden. Bei der Anzucht im Wasser bilden sich spezielle Wasserwurzeln, die beim Umpflanzen in Erde weniger von Nutzen sind.
Wählen Sie für Ihre Stecklinge einen hellen Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung und halten Sie sie gleichmäßig feucht. Eine hohe Luftfeuchtigkeit ist von Vorteil. Nutzen Sie hierfür ein Minigewächshaus oder stülpen Sie eine Plastiktüte über die Stecklinge.
Vermehrung über den Blattsteckling
Bei blattsukkulenten Arten – Dickblattpflanzen – wird ein Blatt der Mutterpflanze direkt auf die Erde gelegt. Bei anderen Arten wie dem Usambaraveilchen wird das Blatt samt Stiel in die Erde gesteckt.
Die Vermehrungsprozesse über den Kopf- und Teilsteckling ähneln sich. Allerdings wird bei einem Kopfsteckling ausschließlich die Triebspitze verwendet. Des Weiteren gehen Sie wie folgt vor:
Schneiden Sie 10 bis 20 cm lange Stecklinge der Mutterpflanze ab. Die Stecklinge sollten über 2 bis 4 Blattknoten oder „Augen“ verfügen. An den Augen wachsen später die neuen Triebe der Tochterpflanze. Seitentriebe müssen abgeschnitten werden. Lassen Sie 2 bis 3 Blätter für die Photosynthese am oberen Teil der Stecklinge stehen. Gerade wenn die Stecklinge noch keine Wurzeln haben, verdunstet andernfalls zu viel Wasser über die Blätter. Die Blätter großblättriger Pflanzenarten werden eingerollt und mit einem Gummiband fixiert oder aber auf ein Drittel gekürzt.
Für die Wasseranzucht stellen Sie die Stecklinge in eine mit Wasser gefüllte Tasse. Ist der Wurzelbereich verdunkelt, bilden sich die Wurzeln schneller. Wird ein Glas verwendet, umwickeln Sie es einfach mit Alufolie oder einem Handtuch. Das Wasser sollte regelmäßig ausgetauscht werden.
Wollen Sie mehrere kleinblättrige Tochterpflanzen gleichzeitig ziehen, stecken Sie die Stecklinge durch Löcher in einer Styroporplatte. Diese Platte lassen Sie in einer Wasserschale schwimmen. Somit hängen die Triebe im Wasser und trocknen nicht aus.
Für die Anzucht in der Erde, brauchen Sie humose, lockere Erde sowie einen Blumentopf oder einen hellen Platz im Garten. Die ersten 2 cm dienen mithilfe von Kieselsteinen oder Tonscherben als Drainage. Füllen Sie den Topf mit Erde auf und stecken Sie die Stecklinge in Wuchsrichtung in die Erde. Die Stecklinge müssen sorgfältig angegossen werden und gleichmäßig feucht gehalten werden.
Sind die Stecklinge ausreichend bewurzelt, pflanzen Sie sie an den gewünschten Ort.
Steckhölzer von Himbeere, Stachelbeere und ähnlichem stecken Sie im Herbst direkt in die Gartenerde. Diese bilden den Winter über Wurzeln und können anschließend an ihren endgültigen Platz gepflanzt werden.
Vermehrung über Wurzelsteckling
Graben Sie die Wurzel der zu vermehrenden Pflanze vorsichtig aus und schneiden Sie sie in 3 bis 5cm lange Stücke. Diese werden in einen Topf mit gelockerter Erde gelegt und anschließend mit Erde bedeckt. Kommen die ersten Triebe zum Vorschein kann umgepflanzt werden.
Vermehrung über Rhizomsteckling
Der Ausläufer wird von der Mutterpflanze abgetrennt und in die Erde im Topf oder Freiland gepflanzt.
Expertentipp
Nicht jede Pflanze eignet sich für die Stecklingsvermehrung. Einige Magnolienarten oder Kieferngewächse lassen sich als Steckling nicht bewurzeln. Überprüfen Sie die Regenerationsfähigkeit Ihrer Pflanze, indem Sie sie vor der Vermehrung zurückschneiden. Treibt die Pflanze kräftig aus, lässt sie sich normalerweise auch gut aus Stecklingen ziehen.
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