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Kletterpflanzen

Weinreben richtig erziehen und schneiden

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Weinreben richtig erziehen und schneiden

Süße, saftige Weintrauben aus eigenem Anbau sind der Traum vieler Gartenbesitzer. Viele Menschen glauben aber, dass es nur in klimatisch milderen Gebieten möglich ist, Wein anzubauen und zu ernten, oder dass man zumindest einen Weinberg dafür braucht. Das ist jedoch ein Irrtum, denn mit etwas gärtnerischem Know-how und den richtigen Sorten ist es auch in kühleren Breitengraden möglich, eine gute Ernte zu erzielen. Voraussetzung sind jedoch ein vollsonniger, warmer Platz, z.B. eine nach Süden ausgerichtete Hauswand oder Pergola, ein nährstoffreicher, humoser und gut durchlässiger Boden sowie ein regelmäßiger Schnitt. Im heimischen Garten werden in der Regel Tafeltrauben kultiviert, die zum Frischverzehr gedacht sind. So hat man im Spätsommer und Herbst leckere, frische Früchte zur Verfügung, die in ihren aparten Färbungen von grün über gelb und rosa bis hin zu blau und violett für mediterrane Farbakzente im Garten sorgen.

Warum sollte man Weinreben beschneiden?

Weinreben beschneiden

Viele Hobbygärtner scheuen den Schnitt ihrer Weinreben, weil sie ihn für kompliziert und schwer durchführbar halten. Gewusst wie ist es jedoch gar nicht so schwer. Zudem verzeiht die Pflanze Schnittfehler relativ großzügig und erholt sich schnell davon. Wird sie jedoch nicht oder zu zaghaft geschnitten, verwildert die Rebe und darunter leiden auch die Qualität und der Geschmack der Früchte. Um das zu verstehen, muss man wissen, dass Weinreben nur an neuen Trieben Blüten und Früchte entwickeln, die auf zweijährigem Holz sitzen. Aus diesem Grund werden nur wenige Triebe aus dem letzten Jahr stehengelassen. So verringert man zwar den Ertrag, erhält aber größere und wohlschmeckendere Trauben.

Die Erziehung der Weinrebe

Die Erziehung der Weinrebe
In den ersten Jahren nach dem Pflanzen der Weinrebe muss man am meisten Arbeit in die Pflege der Pflanze investieren, um einen gut gewachsenen und ertragreichen Stock aufzubauen. Diese Phase nennt man auch die Erziehung der Weinrebe. Als Basis dienen ein Spalier, ein Pfahl, ein Seil- oder Gittersystem an der Hauswand oder ein Holzgerüst, das der Pflanze zum Ranken dienen. Bei der Auswahl der richtigen Rankhilfe sollte man bereits entschieden haben, wie die endgültige Wuchsform des Weinstockes aussehen soll. Unabhängig von der gewählten Spalierform sind jedoch ein oder mehrere Stützpfähle mit dazwischen gespannten Drähten oder ein Gerüst aus Holz, an denen die Triebe befestigt werden können, unabdingbar. Im ersten Jahr geht es vor allem um die Entwicklung eines kräftigen Stamms. deshalb wird nur der kräftigste Trieb stehen gelassen und am Pfahl oder Gerüst hochgezogen. Alle anderen Bodentriebe werden entfernt. Damit der sich entwickelnde Stamm nicht bricht und gerade wächst, muss er regelmäßig angebunden werden. Nachdem die im Rebe ersten Sommer reichlich Zeit hatte, zu wachsen und ein starkes Wurzelgeflecht zu entwickeln, erfolgt gegen Ende August der erste Sommerschnitt, bei dem die Pflanze, die mittlerweile eine Höhe von circa vier Metern hat, auf etwa 1,5 m zurückgeschnitten wird. Dafür setzt man mit der Gartenschere schräg an, denn so verhindert man das sogenannte Ausbluten der Pflanze.

Die verschiedenen Schnittarten

Weinreben Schnittarten

Ist der Weinstock vollständig erzogen und tritt in die Ertragsphase ein, was etwa ab dem vierten Jahr der Fall ist, sollte er für eine üppige Ernte jedes Jahr aufs Neue geschnitten werden. Dabei kommen im Wesentlichen vier Schnittarten zum Einsatz: der Hauptschnitt, der Winterschnitt, das Ausbrechen im Frühjahr und der Sommerschnitt. Es empfiehlt sich, alle Schnittarten auszuführen, um die optimale Entwicklung der Pflanze zu gewährleisten. Beim Sommerschnitt entfernt man alle nichttragenden und zu lang gewachsenen, überhängenden Ruten. Tragende Ruten werden so gekürzt, dass lediglich eine Traube sowie höchstens vier Blätter übrig bleiben. Zudem wird die Traubenzone entlaubt. Diesen Vorgang sollte man allerdings über einen Zeitraum von zwei Wochen verteilt vornehmen, da sonst die Gefahr besteht, dass es zu einem Sonnenbrand kommt.

Der Hauptschnitt

Der Hauptschnitt dient dazu, das Fruchtholz des vergangenen Jahres zu entfernen, denn wie bereits erwähnt, sind immer nur die neuen Triebe der Pflanze fruchttragend, sodass die alten nicht mehr benötigt werden. Als günstigster Zeitpunkt für diese Schnittart gilt der März. Das alte Fruchtholz wird dabei so nah wie möglich am alten Holz abgeschnitten und der Ast bis auf zwei Zentimeter vor dem letzten Auge gekürzt.

Der Winterschnitt

Der Winterschnitt wird im Februar oder März bei einer Witterung, bei der Temperaturen unter -5 °C nicht unterschritten werden, durchgeführt. Zu diese Zeit ist die Pflanze noch ohne Laub, sodass die Grundform gut zu erkennen ist. Zu einem späteren Zeitpunkt steigt bereits der Saft in die Triebe, sodass die Gefahr des Ausblutens besteht. Beim Kürzen unterscheidet man zwischen den langen, dünnen Trieben der Pflanze, die auf etwa 4-6 Augen eingekürzt werden, und den dicken Vorjahrestrieben, die Bestandteil des Gerüstes sind. Sie sind etwa bleistiftdick und befinden sich in Stammnähe. Letztere dürfen keinesfalls vollständig entfernt werden, sondern sollten mit 10 bis 20 Augen pro qm stehen bleiben. Insgesamt bleiben nach einem erfolgten Winterschnitt nur etwa 10 % der Weinrebe stehen.

Das Ausbrechen im Frühjahr

Das Ausbrechen im Frühjahr gewährleistet, dass die Pflanze genug Luft, Wärme und Licht für eine optimale Entwicklung erhält. Zu diesem Zweck werden zu dicht stehende Triebe ausgebrochen. Diese Schnittart erfolgt im Mai. Entfernt werden Wasserschosser, die für die Entwicklung des Weinstocks nicht notwendig sind, und sogenannte Kümmertriebe, die keine Blüten ansetzen. Zudem kann es vorkommen, dass aus einer Knospe mehr als ein Trieb sprießt. In diesem Fall bleibt nur der Kräftigste von ihnen stehen. Beim Ausbrechen werden die Triebe nicht mit einer Gartenschere herausgeschnitten, sondern vorsichtig herausgerissen. Sprießt die Pflanze üppig aus, kann das Ausbrechen auch in den Sommermonaten durchgeführt werden.

Der Sommerschnitt

Der Sommerschnitt erfolgt in erster Linie aus ästhetischen Gründen. Verzichtet man auf ihn, wächst die Rebe buschiger und sieht weniger gepflegt aus. Allerdings können sich zu lang und kräftig wachsende Ranken auch zu Konkurrenztrieben zum Hauptstamm entwickeln und sollten deshalb entfernt werden. Ein dritter Grund, die Rebe auch im Sommer zu schneiden ist, dass Trauben, die von Blättern verdeckt werden, zu wenig Licht bekommen, dadurch weniger Zucker bilden und deshalb nicht den bestmöglichen Geschmack und die optimale Größe entwickeln können. Nicht zuletzt gehört auch die Ernte der Trauben zum Sommerschnitt.

Expertentipp

Zum Schneiden von Weinreben sollten immer gut geschärfte, saubere Werkzeuge zum Einsatz kommen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass das Holz nicht geschnitten, sondern gequetscht wird und nicht richtig heilt. Verschmutzte Geräte können zudem zu Infektionen an der Pflanze und daraus resultierenden Krankheiten führen.

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Bildquellen:

© pixabay.com/GuentherDillingen

Lisa ist begeisterte Hobby-Gärtnerin. Sie hat nicht nur einen bunten Garten mit Teich direkt vor ihrem Haus, sondern auch noch einen Schrebergarten, auf dem sie viel Gemüse anbaut. Als Garten-Redakteurin konnte sie ihr Hobby zum Beruf machen.

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